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  • Orion - Uferlos

    «Wir können das Leben nicht anhalten, aber wir können anhalten, um zu leben» / Frühjahr 2009

    Faszinierende Einblicke in die geheimnisvolle Welt der Wüste vermittelt der folgende Bericht von Andrea Vogel. Ganz im Sinne vom Trilogos beschreibt er wie der Mensch in dieser grenzenlosen Einsamkeit und „scheinbaren“ Leere ganz auf sich zurückgeworfen wird und mit der Frage nach „seinem“ Sinn des Lebens konfrontiert und – vielleicht – herausgefordert wird, sein Leben neu zu überdenken. Kommen Sie mit auf die spannende Reise und lassen Sie sich inspirieren! L. Roethlisberger

    Orion-Tour: Transsahara-Expedition
    von Timbuktu nach Marrakesch

    Erste Sahara Durchquerung eines Menschen entlang der legendären Salzkarawanen-Route seit über 150 Jahren

    Gestartet als eine Expedition auf historischen Spuren im physischen und psychischen Grenzbereich, wurde die Orion-Tour mehr und mehr zu einer langen, bedeutsamen Reise zum Innersten von Andrea Vogel. Die Anzahl Kilometer wurde immer unwesentlicher; die sich unerwartet eröffnende Gedankenwelt rückte fliessend in den Vordergrund, wurde laufend elementarer. Finden Sie in der Folge Zitate aus einer Predigt sowie aus dem Buch „uferlos: mit dem Orion von Timbuktu nach Marrakesch von Beatrice Keck und Andrea Vogel“

    Epilog oder „Einfach nichts“
    Quer durch die Sahara; das ist ein langer Weg.


    Der heutige Tag erscheint mir wie der Tag Null. Meine Füsse tragen mich wie immer in die richtige Richtung. Aber nichts geschieht. Keine Spur von einer Erleuchtung ist zu spüren. Könnte man so etwas überhaupt spüren, wenn man keine Ahnung hat, wie das zu spüren wäre? Keine grosse Müdigkeit, keine grossen Schmerzen. Das fehlende Denken fehlt mir nicht. Keine Ungeduld, nicht einmal der stetige Wind zieht durch mein Gewand. So gehe ich auch heute meinen Weg allein. Musste ich so weit durch die Wüste gehen, bis ich diese Fähigkeit spüren, respektive erleben kann?

    Ein Nichts - Tag, in dem dein Körper durch die Wüste gleitet und dein Geist kaum denkt, kein Verlangen nach etwas. Und es fehlt einem nichts und nichts geschieht. Deine Gegenwart mit Inhalt aus Nichts füllen. Gehen und gehen und nochmals gehen. Vielleicht geschieht in diesem Gehen mehr, als mir im Augenblick bewusst ist. In der Flut voller Gedanken, die ich aus Europa mitgenommen habe, erlebe ich diesen Tag irgendwie fast ein bisschen mit Stolz. Stolz, es so weit geschafft zu haben, einen Nichts - Tag erleben zu können und zuzulassen.

    Jetzt, einen Tag später wird mir immer bewusster, was für eine Kostbarkeit in so einem Tag voller Nichts steckt. Eine solche Zeit des bedürfnislosen Gehens und nicht Denkens wäre für mich in Europa bis jetzt nicht erlebbar gewesen. Ein Tag voller Nichts, der Freude bereitet. Schlussendlich ist es doch kein Tag des Nichts sondern ein Tag voller Freude und ein Geschenk der Wüste. Einen Nichts - Tag zu erleben ist für mich ein ungeplantes Erreichen eines Ziels, mit einem Wert, der in europäischen Breitengraden keinen Wert darstellt.

    Gedankensplitter auf dem Weg über den Hitzepol der Erde

    „Meine Füsse tragen mich durch die Zeit in der Sahara und mein Geist zieht mit den Wolken über mir. Was sind eigentlich Distanzen, die Zahl der gemachten Kilometer? Ein Parameter über erbrachte körperliche Leistung.

    Zahlen mögen beeindrucken, berühren oder bewegen tun sie aber in den wenigsten Fällen.“

    „Ohne Zweifel eines der letzten grossen Abenteuer, die uns noch geblieben sind, ist eine Reise in die Einsamkeit. Die Wüste ist der grosse Raum der Besinnung, der Erkenntnis, der neuen Einsichten und Entscheidungen…Wüste ist intensivste Herausforderung. Aber sie ist auch unheimlich schön und faszinierend.

    Wie gehe ich um mit meinem Leben, was habe ich versäumt oder eventuell falsch gemacht? Diese Fragen umgehen wir ja sonst, indem wir uns mit Handy, Computer, Film, Fernsehen, Musik und so weiter beschäftigen. In der Wüste gibt es das nicht.“

    „Was mich betrifft, ich würde mich selber eher als einen Suchenden denn als einen Gläubigen bezeichnen. Einer, der immer wieder seinen gefundenen Sinn des Lebens hinterfragt. Der den Weg der Wahrheit sucht. Und der nie aufhört, die ewige Freude des Lebens zu suchen. Aber ich stolpere manchmal so durch’s Leben. Dabei hat niemand geringeres als Mahatma Gandhi gesagt: „Wer den Weg der Wahrheit geht, stolpert nicht.“ So gesehen bleibt mir nichts anderes übrig, als weiter zu suchen.“

    „Frei vom überbordenden alltäglichen Pflichtenzwang, vom fortwährenden Darstellen-Müssen. Die häufige Zerstreuung ist der Feind unseres Nachdenkens. Voller Dünen um mich, voller Fragen in mir; endlich Zeit und Raum um nachdenken zu können. Das ist die Grosszügigkeit der Wüste, anderseits verlangt sie auch viel von mir.“

    „Ein Käfer klettert gemütlich Zentimeter um Zentimeter mein Hosenbein hoch. Gleichzeitig fliegt in meinem Augenwinkel eine Sternschnuppe in einem Sekundenbruchteil Tausende von Kilometern durchs All. Was für beeindruckende Gegensätze hält die Welt für uns bereit.“

    Die Autoren:

    Beatrice Keck im Profil
    Beatrice Keck Vogel studierte Psychologie und Rechtswissenschaften und legte an der Universität Bern das Staatsexamen zur Rechtsanwältin ab. An den Universitäten Rochester/New York, USA und Bern erlangte sie den Master in Betriebswirtschaftlehre, den Double Executive MBA. Sie ist ausserdem ausgebildete Mediatorin und Konfliktberaterin.
    Mit ihrer umfassenden und Führungserfahrung befasst sie sich insbesondere mit Fragen der Ethik in der Wirtschaft.

    Andrea Vogel im Profil
    Andrea Vogel, 1958 in Grüsch geboren, Kanton Graubünden aufgewachsen, hat seit einigen Jahren als Visionär, Grenzgänger und Fotograf von sich reden gemacht.

    Mit der Grenztour-Schweiz fand Andrea Vogel nach vielen Expeditionen im Ausland zurück zu den heimischen Bergen. „Die Grenztour-Schweiz ist härter und intelligenter als die Besteigung eines Achttausender“ (Reinhold Messner). In Graubünden verwirklichte Andrea Vogel zudem das Heimatprojekt „Mount Everest in der Schweiz“. Mit diesem Projekt stellte der Spezialist des „mind over matter“ erneut einen Weltrekord auf, der, wie auch die Grenztour-Schweiz, im Guiness-Buch der Rekorde festgehalten ist.

    Beide organisieren und führen für Interessierte Spezialreisen durch, halten Referate und Kurse, betätigen sich journalistisch und begleiten und coachen Suchende.

    Bereits erschienen ist das Buch „Grenzen“, Chur.

    Weitere Informationen sowie die Tourneedaten zur aktuellen Orion-Tour finden Sie unter: www.andreavogel.ch oder www.orion-tour.ch (Website zwischenzeitlich erloschen)

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